Grant Bester arbeitet seit über acht Jahren in der Polaris-Gruppe als Vice President International
von Indian Motorcycle.
Sein Charakter ist durch seine Sportlichkeit geprägt und erinnert an seine Leidenschaft für Rugby, das er in seinem Heimatland Südafrika gespielt hat. Motorräder waren schon immer eine seiner Leidenschaften, aber er hätte nie erwartet, das internationale Motorradgeschäft zu leiten, nachdem er die meiste Zeit seiner vorherigen Karriere im medizinischen Bereich eines Fortune-50-Unternehmens verbracht hat.
Er ist freundlich, lächelt, der Händedruck ist fest und das Gespräch kommt leicht ins Rollen, denn Grant Bester ist von Natur aus neugierig und hat vielfältige Interessen. Grant ist bekannt dafür, immer sehr engagiert zu sein und sich voll und ganz einzusetzen. Er arbeitet hart, ist sehr aktiv und hat eine direkte Art, hört aber immer zu und ist offen für Diskussionen, wie seine Teammitglieder bestätigen.
Grant Bester, wie kam es zu deiner Leidenschaft für Motorräder?
Ich war schon immer von allem begeistert, was zwei Räder hat – Rennräder, Mountainbikes … Eines Tages durfte ich die KX250 eines Freundes fahren (mit einem kleinen Crashkurs vorher). Zwei Wochen später kaufte ich sein Motorrad und bin seitdem süchtig. Ich habe Jahre damit verbracht, sämtliche Ecken Südafrikas auf allen möglichen Motorrädern zu erkunden. Eine meiner beeindruckendsten Reisen führte mich auf einer KTM 690 durch mehrere Länder im südlichen Afrika. Seitdem besaß ich viele verschiedene Motorräder und ich habe viele Länder auf zwei Rädern bereist. Ich liebe das Abenteuer, die Einsamkeit, aber auch die Freundschaften, die ich mit den Fahrern/innen unserer Community geschlossen habe.
Deine ursprüngliche berufliche Laufbahn begann in ganz anderen Branchen, nicht im Motorradbereich. Wie kam es, dass du nun Indian Motorcycle auf einem ganzen Kontinent und sogar darüber hinaus leitest?
Ich hatte Glück und bin sehr froh darüber, bei Polaris für Indian Motorcycle zu arbeiten. Ich habe eine abwechslungsreiche Karriere hinter mir: Ich schloss die Universität ab und gründete mein eigenes Unternehmen im Bereich Professional Imaging. Später investierte ich in ein Start-up für Medizintechnik und wechselte in ein globales Medizinunternehmen als Vice President und CMO der Region International. Ich zog mit dem Unternehmen um die Welt, aber meine Zentrale war in der Schweiz. Als das Unternehmen beschloss, den Standort aus der Schweiz zu verlagern, wechselten einige Kollegen zu Polaris und haben auch mich auf diesen Weg gebracht. Es wurde eine Stelle frei, für die ich ausgewählt wurde. Ich habe seitdem nie zurückgeschaut.
Deine Aufgaben involvieren dich in mehreren Bereichen, welche sind das und wie ist das Ganze organisiert?
Ich bin bei Indian Motorcycle für die Regionen Europa, Naher Osten, Asien und Australien/Neuseeland zuständig. Wir konzentrieren uns auf die operativen Geschäftsbereiche (Vertrieb, Marketing und Produktion), aber wir arbeiten auch bei Produktanforderungen und Partnerschaften sehr eng mit unseren Kollegen weltweit zusammen. Wir haben ein sehr erfahrenes mehrsprachiges Team in der Schweiz, das die Region International unterstützt, und natürlich sehr engagierte Mitarbeiter in allen Regionen. Wir konzentrieren uns wirklich darauf, qualitativ hochwertige Produkte zu bieten und eine authentische Botschaft zu vermitteln – wir sind sehr stolz auf unsere Motorrad-Community.
Die Region International war ein Wachstumsmotor für Indian Motorcycle. Diese Region macht nun mehr als ein Drittel des weltweiten Umsatzes aus und unser Ziel ist es, schnell und nachhaltig zu wachsen und dabei die Werte zu bewahren, die uns überhaupt erst erfolgreich gemacht haben. Europa ist eine der größten Regionen: Unsere Umsätze steigen in fast jedem Land und wir bauen das Händlernetz überall weiter aus. Derzeit sind es 300, von denen über die Hälfte exklusiv für Indian Motorcycle arbeitet.
Die Marke wurde 2013 mit drei großartigen Modellen neu eingeführt, heute umfasst das Sortiment rund 30 Modelle, darunter die drei neuesten Chiefs! Was ist dein Geheimnis, um dich so schnell gegen deine Mitbewerber durchzusetzen?
Das globale Team ist einfach unglaublich. Unsere Firma zeichnet sich durch eine sehr unternehmerische Denkweise aus. Wir werden alle ermutigt, gut zu planen, schnell zu handeln, Probleme zu lösen und im Team zu arbeiten. Indian Motorcycle ist für die meisten Leute im Team eine Leidenschaft. Wenn du selbst fährst, die Marke liebst, globales Denken hast und motiviert bist, etwas zu entwickeln, dann kann nur Gutes dabei herauskommen!
„Die FTR war ein unglaubliches Projekt.
Im Grunde haben wir unsere Komfortzone verlassen …“
Du warst maßgeblich an der Einführung der FTR beteiligt, die die Marke in ein neues Segment katapultiert hat. In weniger als drei Jahren hast du
eine wachsende Anzahl von Roadster-Kund/innen gewonnen. Was sind die Vorteile dieses Modells?
Die FTR war ein unglaubliches Projekt. Im Grunde haben wir unsere Komfortzone verlassen und in einem sehr kurzen Zeitrahmen ein Konzept entwickelt, ein neues Segment geschaffen (beziehungsweise bestehende erweitert), eines der aufregendsten Motorräder auf dem Markt entwickelt, Rennen gefahren (und fast alle gewonnen) und dann die Plattform überarbeitet, um die europäischen Fahrer/innen mit einem von der Straße inspirierten FTR-Tracker zu begeistern. Unsere Kund/innen sind aus fast allen Segmenten konvertiert: Sport, Cruiser, Retro … Meiner Meinung nach bieten der Aufbau, der V-Twin und das starke Drehmoment Komfort und Kontrolle. Außerdem hat das Motorrad einen unglaublichen Charakter und das Design ist einzigartig und personalisierbar. Ich glaube nicht, dass es auf dem Markt etwas so Aufregendes gibt wie die FTR!
Wie erklärst du dir, dass Indian Motorcycle trotz der schwierigen Zeit, die die Welt im letzten Jahr durchgemacht hat, so erfolgreich ist?
Das letzte Jahr war für alle und alles kompliziert: die Familien, Unternehmen, Logistik und Lieferketten. Es war wirklich schwer, die Auswirkungen von Corona und das Kaufverhalten der Kund/innen abzuschätzen. In dieser Zeit mussten wir auch unsere Plattformen auf EU5 umstellen und viele andere Herausforderungen meistern, die die Gesundheitskrise mit sich brachte. Das Tolle am Motorradfahren ist: Wenn du deinen Helm aufsetzt und den Motor startest, rücken all die Probleme, Herausforderungen und Fragen in den Hintergrund (zumindest für eine Weile). Wir bereiteten uns so gut wie möglich vor, wir hatten sehr engagierte Partner und Händler, unsere Motorrad-Community teilte ihre Leidenschaft mit Freunden und Familien und viele von uns entschieden sich, im vergangenen Jahr ihr Motorrad mehr mit guten Freunden zu genießen. Das letzte Jahr war herausfordernd, aber unsere Motorradfamilie ist dadurch noch stärker geworden.
Wenn du morgen die Möglichkeit hättest, für eine Woche wegzufahren: Was wäre deine Traumstrecke und welches Motorrad würdest du dafür wählen?
Einer der Gründe, warum ich diesen Job liebe, ist, dass ich schon durch die ganze Welt fahren konnte: USA, Naher Osten, Asien, Europa – ich habe die Vielfalt immer geliebt. Ich muss aber sagen, dass ich immer noch sehr gerne in der Schweiz fahre! Wir haben einige unglaubliche Bergpässe im Wallis (Furka, Grimsel) und nicht weit davon entfernt das Stilfser Joch. Ich habe eine Schwäche für gutes italienisches Essen und Wein, deshalb fahre ich oft über den Grossen St. Bernhard und freue mich auf die kurvigen Straßen und die gemütlichen Restaurants. Ich kann eine Woche im Berner Oberland sehr empfehlen, du wirst dich in die Landschaften rund um Emmental, Thun, Wilderswil und die Umgebung verlieben.
Möchtest du noch etwas hinzufügen?
Das Tolle an meinem Job ist, dass ich immer Freunde habe, die in die Schweiz kommen, um mit mir zu fahren. Ich glaube, meine Konversionsrate von anderen Marken zu Indian liegt bei ca. 70 % – braucht irgendein Händler einen Verkäufer?!!
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