DIE 1200 SIEHT AUS WIE EIN ENGER VERWANDTER DER 750 – DER STÄMMIGE COUSIN, DER JEDEN ABEND IM FITNESSSTUDIO VERBRINGT.
RICH CHRISTOPH, SENIOR INDUSTRIAL DESIGNER VON INDIAN MOTORCYCLE, BEGRÜSSTE IN SEINER WERKSTATT JARED MEES, DEN NEUESTEN RENN-FAHRER IM WRECKING CREW-NACHWUCHSTEAM DES UNTERNEHMENS
Er zeigte Mees einen Tonbock – ein Modell der Motorradkarosserie in Originalgröße, das eines Tages die Indian FTR 750 werden sollte, ein von der Gabel bis zur Kupplung für Flat-Track-Rennen gebautes Bike. Mees benutzte den Bock wie ein richtiges Motorrad und wechselte von einer Seite auf die andere, lehnte sich zurück und nach vorne. Dabei kratzte Christoph unter ihm Ton ab, machte die Karosserie schmaler und erweiterte sie. Als Mees ihm zeigte, wie er in der Kurve vom Tank zum Heck rutscht, nahm Christoph ein Werkzeug mit einer Drahtschlaufe und entfernte damit störendes Material. Später, als Mees sich flach gegen das Motorrad drückte, um den Luftwiderstand zu eliminieren, bemerkte Christoph, dass Mees dabei mit seiner Brust einen wichtigen Lufteinlass verschließen könnte. Um das zu vermeiden entwarf er eine Tasche für den Filter. Es war das erste Mal seit Jahrzehnten, dass jemand ein Bike speziell für Flat-Track-Rennen baute. Und als das Tonmodell fast fertig war, nahm in Christophs Kopf schon die nächste große Idee Gestalt an: Wie könnte man diese Rennmaschine in ein Bike für die Straße umwandeln?
Ein gestripptes Geländemotorrad an die Gegebenheiten der Straße anzupassen würde nicht einfach werden. Zum Beispiel hat die FTR 750 keine Beleuchtung. Keinen Anlasser. Ihr Ein-Gallonen-Tank reicht für 25 Meilen. Und mit ihren Auspuffschalldämpfern riskieren Straßenfahrer bei jedem Start einen Strafzettel. Aber Indian Motorcycle hatten eine Geheimwaffe, auf die sie sich verlassen konnten: Die Designsprache und die Geschichte von Indian Motorcycle. Dazu kam noch eine clevere Konstruktion. Die Lösung des Problems begann direkt unterhalb des Fahrers. Was bei der FTR 1200 wie der Tank aussieht, ist eigentlich der Luftkasten. „Rich hatte diese Vision, dass die oberste Linie des Bikes gewisse Gemeinsamkeiten mit der Rennmaschine aufweisen sollte,“ erläutert Matt Fronk, Plattform-Manager für internationale Motorräder. „Es war schwierig, sicherzustellen, dass sowohl die Silhouette erhalten blieb, als auch das Luftkastenvolumen, das wir für die gewünschte Leistung benötigten.“ Der Treibstofftank wurde unter den Sitz verlagert und es wurde eine Kunststoffabdeckung verwendet, um den Kunstgriff zu verbergen. „Genau das ist das Spaßige an diesem Vor und Zurück,“ berichtet Fronk. „Rich betrachtet das Ganze mehr aus der künstlerischen Perspektive und die Aufgabe meines Teams besteht dann darin, herauszufinden, wie man 10 Pfund in eine Tasche packen kann, die für 5 Pfund ausgelegt ist. Viel Erfolg!”.
Die größte Herausforderung – weil dieses Element so fundamental das Aussehen und das Fahrverhalten des Bikes festlegt – bestand darin, den richtigen Rahmen zu kreieren. Das Chassis-Team wollte einen Gitterrohrrahmen mit kurzem Radstand, wie bei der 750. Der von ihnen verwendete Motor aus der Scout-Line war aber viel größer als der Motor der 750.
2020 FTR 1200 S
73 CI. /1203cc
123 PS @ 8250 RPM
118 NM BEI 6000 RPM
Wie unterscheidet sich die FTR 1200 S von der FTR 1200? Sie ist mit drei Fahrmodi – Sport, Standard und Regen – und einer voll verstell-baren vorderen und hinteren Auf hängung mit Huckepack-Stoßdämpfern ausgestattet. Das S-Modell verfügt zudem über einen personalisierbaren 4,3 Zoll Ride Command Hochsichtbarkeits-LCD-Touchscreen, den du über Bluetooth einfach mit deinem Mobilgerät verbinden kannst. Zu den verfügbaren Farben zählen Indian Motor-cycle Red über Steel Gray, Titanium Metallic über Thunder Black Pearl sowie Race Replica.
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FTR 1200 Rally
Die 2020 FTR Rally basiert auf dem gestalter-ischen Rahmen der 2019 FTR, ergänzt diesen aber um ein authentisches Retro-Styling und die modernen leistungsrelevanten Funktionen, welche die Fahrer erwarten.
Mit ihrer Titanium Smoke-Lackierung mit dem Indian Motorcycle Logo auf der Vorderverklei-dung, den Aluminium-Drahtspeichenrädern mit roten Nadelstreifen, dem braunen Pilotensitz, einer neuen Rally-Windschutzscheibe und Pirelli Scorpion Rally STR-Reifen werden sich an jeder Kreuzung und jeder Ampel die Köpfe nach der FTR Rally drehen.
„Wir mussten überlegen, wie wir den bestehenden Motor als Strukturelement einsetzen konnten, und zwar ohne die traditionellen Lager, wie man sie bei einem Cruiser hat,“ erläutert Senior-Projektingenieur Dave Bagnariol. „Schließlich haben wir uns dafür entschieden, ein Loch in das Kurbelgehäuse des Motors zu stanzen, durch das wir den Schwingendrehpunkt verlaufen lassen können.“ Und so entstand ein Bike mit dem kompakten Rahmen einer Rennmaschine und dem großen Motor einer Straßenmaschine.
Stellt man die beiden nebeneinander, sieht die 1200 wie ein enger Verwandter der 750 aus – der stämmige Cousin, der jeden Abend im Fitnessstudio verbringt. Man kann die gemeinsame DNA erkennen, die Kompaktheit, die Art, wie das Heck des Motorrads den Blick in die Ferne schweifen lässt. Auch die Reifen sind sich ähnlich, sie haben die Ästhetik eines Geländereifens und haben doch alles, damit du auf dem Asphalt aufrecht bleibst.
Genauso wichtig wie den Look der 750 zu erhalten war jedoch auch, dem Geist treu zu bleiben.
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