Interview mit Attila Scheiber.
Die Gebrüder Attila und Alban Scheiber sind Inhaber des TOP MOUNTAIN Motorrad Museums am Timmelsjoch, das im Januar dieses Jahres bei einem verheerenden Brand komplett zerstört wurde. Wir haben mit Attila über die Zukunft des Museums und natürlich seine Indian Leidenschaft gesprochen.

Dein Vater war Autorennfahrer und Porsche-Liebhaber – wie bist du zum Motorradfahren gekommen?
Unser Vater war ein riesiger Porsche-Fan und war als Rennfahrer übrigens auch beim ersten Bergrennen 1962 am Timmelsjoch am Start. Als wir sechs Jahre alt waren, hat er mir und meinem Zwillingsbruder Alban ein Mofa geschenkt, mit dem wir das Dorf unsicher gemacht haben. Ein paar Jahre später kam eine Trial-Maschine dazu, denn hier in Hochgurgl und Umgebung kommt man mit einem Mofa nicht wirklich durchs Gelände. Damit haben wir das Motorradfahren gut gelernt und so war der Führerschein mit 18 keine große Schwierigkeit für uns.

Wann kamst du zum ersten Mal in Kontakt mit einer Indian?
Das war Anfang der 1990er-Jahre, als ich bei unserem Harley-Händler eine schwarze 1936er Chief gesehen habe. Die Maschine gefiel mir auf den ersten Blick unheimlich gut. Von dem Moment an wollte ich mehr über diese klassischen amerikanischen Motorräder wissen und vor allem damit fahren können. Ich war dann in der Folge öfters in den USA und Kanada und bin mit alten Motorrädern auf Tour gewesen. Ein paar davon habe ich dann auch gekauft und importiert, die natürlich auch bei der Indian Sonderausstellung in unserem Museum ausgestellt waren.
Die Bilder des brennenden Museums haben bei Motorrad-Fans in aller Welt große Bestürzung ausgelöst. Nun plant Ihr bereits im kommenden November eine Wiedereröffnung – wie ist der aktuelle Stand?
Nachdem wir den Schock einigermaßen verdaut hatten, die Versicherungen mit der Aufarbeitung gut vorankamen und uns sehr gut unterstützt haben, war für uns schnell klar, dass wir das Museum wieder aufbauen werden. Der Zusammenhalt der Motorrad-Community war riesig und so werden wir wohl – entgegen meinen Befürchtungen, dass uns niemand mehr Motorräder überlassen wird – eine tolle Ausstellung zusammenstellen können. Zwei größere Sammlungen haben wir bereits sichern können und dadurch mindestens 280 Motorräder präsentieren können. Zudem werden wir das Ausstellungskonzept überarbeiten und Besuchern eine vollkommen neue Erlebniswelt bieten.
Du hast vorhin schon die Indian Sonderausstellung, die während des Brandes im Erdgeschoss des Museums war, angesprochen. Was ist aus den Motorrädern geworden, konnten sie gerettet werden?
Ja, der alte Spruch „Old Indians never die“ hat sich auch bei uns zum Glück bewahrheitet, denn alle 55 Indians, angefangen von den 1904er und 1907er Camelbacks, der 1912er Doppelzylinder, ein paar PowerPlus, einige Vierzylinder-Modelle, die ersten 1920er Scout Modelle, jede Menge Chiefs, Einzylinder Prince, einer der letzten 1953 gebauten Roadmaster, auch Modelle aus den 1960er-Interims-Jahren und auch ein paar moderne Indians, konnten vollkommen unbeschädigt herausgeschoben werden. Wir hatten Glück, dass die Sonderausstellung im Erdgeschoss war, also im unteren separaten Bereich des Museums, und die Motorräder somit nur Löschwasser abbekamen. Alle anderen Motorräder, die im oberen Museumsbereich ausgestellt waren, sind ausnahmslos verbrannt.
Du selbst fährst ja eine Chief Vintage. Wie waren Deine ersten Eindrücke von der neuen Chief, als du die ersten Bilder gesehen hast?
Ich hab mir damals eine der ersten Chief Vintage mit der Nummer 981 in Birmingham, Alabama, gekauft und bin seitdem gut 50.000 Kilometer ohne Probleme gefahren. Aus unserer Motorrad-Gruppe sind übrigens von 12 Leuten alle bis auf zwei von Harley auf Indian umgestiegen. An der neuen Chief gefällt mir besonders gut, dass der schöne 116er Motor verbaut wurde, der sogar ohne Wasserkühlung auskommt. Außerdem ist sie im Vergleich zur früheren Chief etwas kleiner, was meiner Meinung nach ein wichtiger Punkt ist. Sie schließt die Lücke zur Scout, die beispielsweise für meine Frau zu klein ist. Deswegen habe ich die neue Chief bereits bei unserem Händler bestellt, denn meine Frau hat demnächst Geburtstag …
Welches neue Chief Modell würdest du dir kaufen und würdest du sie „customizen“?
Ehrlich gesagt bin ich mit meiner Chief Vintage und einer Scout Jack Daniels Edition derzeit noch gut bedient und fahre diese beiden auch sehr gerne. Zudem habe ich ja auch noch einige historische Modelle, die ich immer mal wieder fahren kann. Die neue Chief bin ich noch nicht gefahren, aber ich kann nur sagen, dass sich einige aus unserer Gruppe die Chief bereits bestellt haben. Die Chief für meine Frau werden wir jedenfalls mit einem Windschild und Packtaschen ausstatten, denn wir sind Langstreckenfahrer, haben von Lissabon bis zum Schwarzen Meer schon viele Ziele angefahren. Da liegt es nahe, dass wir ihre Chief eher zum Cruiser und langstreckentauglichen Bike umbauen werden.
Was würdest du dir für die Zukunft von Indian wünschen?
Dass Indian den 116er-Motor so puristisch und ohne Wasserkühlung in Szene gesetzt hat, finde ich schon sehr bemerkenswert. Umso schöner wäre es, wenn dieser Motor noch möglichst viele Jahre in diesem puristischen Stil weiter verbaut werden könnte, trotz aller Abgas-Richtlinien. Was mir allerdings bei der neuen Chief schon etwas fehlt, ist der beleuchtete Indianerkopf am Schutzblech vorne – diese Ikone sollte vielleicht in den Zubehör-Katalog mit aufgenommen werden, gerne auch noch größer und heller strahlend …

Vielen Dank, Attila für deine Zeit und weiterhin viel Kraft für den Neuaufbau des Museums.
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