VOR DREI JAHREN SCHUFEN OLA STENEGÄRD UND SEIN TEAM DIE CHIEF-PLATTFORM FÜR UNS UND JETZT VERDANKEN WIR IHNEN AUCH DIE NEUE SCOUT-REIHE.
Es ist nicht das erste Mal, dass wir über den „Director of Product Design“ von Indian Motorcycle schreiben, aber seine jüngste Arbeit rückt ihn definitiv wieder ins Rampenlicht.
Der bescheidene Ola Stenegärd betont stets, dass er nur ein Rädchen in der Maschinerie seines Designteams ist – aber ob es ihm gefällt oder nicht, er ist das Gesicht der Formensprache der Marke geworden. Er war für die neue Chief verantwortlich, und jetzt arbeitet er mit seinem Team daran, die gesamte Scout-Plattform durch die 2025er-Modelle zu ersetzen, die im vergangenen April in München Premiere hatten. Für alle, die ihn noch nicht kennen, hier ein kurzer Überblick. Wie sein Name schon sagt, ist Ola Stenegärd Schwede.
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Er wuchs auf einem Bauernhof zusammen mit seinen Brüdern auf, die ihre Leidenschaft für amerikanische Motorräder und Autos mit großen V2- bzw. V8-Motoren teilten. Mit 7 Jahren brachte ihm sein Vater das Schweißen bei und bereits mit 11 baute er sein erstes Motorrad (angetrieben von einem Kettensägenmotor). Er wechselte zu Mopeds und 125ern und sattelte schließlich, als er alt genug war, auf schwere Motorräder um. Zu diesem Zeitpunkt trat er dem Stockholmer Motorradclub Plebs Choppers bei und verfeinerte seine Skills in der Werkstatt von Unique Custom Cycles.
Olas Liebe zu Design und ’zig Stapel an Skizzen von Motorrädern führten schließlich zum Besuch einer Designschule. Zunächst in Schweden, dann ins Art Center College of Design in Pasadena, Kalifornien.
Von 2001 bis 2003 war er Senior Designer im ehemaligen Indian Werk in Gilroy, Kalifornien. Er lebte die Marke und als ihn Polaris 2018 einlud, an der Modernisierung von Indian Motorcycle mitzuwirken, ergriff er seine Chance. Wenn Ola nicht gerade jobbedingt um die Welt reist, verbringt er seine Zeit in den USA, der Schweiz oder zu Hause in Schweden. Er ist sehr heimatverbunden und weist gerne darauf hin, dass die Marke – gegründet 1901 in Springfield, Massachusetts – auch schwedische Wurzeln hat: „Ich kann nicht anders, als mich auf den Mitbegründer Carl Oscar Hedström zu beziehen. Wir Schweden sind immer noch sehr stolz auf das, was er vor über 120 Jahren getan hat. Die Ursprünge der Marke reichen wirklich sehr weit zurück und es ist mir eine Ehre, dieses Erbe weiterzugeben!” Ola besuchte kürzlich Hedströms Geburtsort in Lönneberga.
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Vom Familienanwesen sind zwar nur noch die Grundmauern übrig, aber ein Gedenkstein mit dem Basrelief eines Hedström-Motors aus dem Jahr 1913 erinnert an die historische Bedeutung des Ortes. Ola wurde auf der Reise von zwei Nachkommen des Mitbegründers, Bengt und Anders Hedström, begleitet. Sie gehören zu dem Familienzweig, der in Schweden blieb, als ein Teil am Ende des 19. Jahrhunderts nach Brooklyn auswanderte. Ola Stenegärd macht aber auch von sich reden, denn Schwedens größtes Motorradmuseum eröffnete im Juni 2024 eine ihm gewidmete Ausstellung. Das Museum ist in den ehemaligen königlichen Stallungen von Schloss Tidö untergebracht (mc-collection.com). Seit einigen Jahren kauft der Besitzer alles auf, was sein Freund Ola Stenegärd je gebaut hat, unter anderem auch Chopper, die auf Mopedchassis basieren. Zu Olas Überraschung bestand das Ziel darin, eine Retrospektive zu schaffen, die etwa zwanzig seiner Bikes und fünf Jahrzehnte seiner Skizzen und Zeichnungen zeigt. Die Ausstellung wird bis 2026 zu sehen sein.
By Charlie Lecach – photos : IMC, Joachim Cruus
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